2. ADVENT

Evangelium nach Lk (3,1-6)

 

Einer der Briefe im Neuen Testament, der Hebräerbrief, beginnt mit folgenden Worten: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen, durch die Propheten.“ Der Evangelist Lukas hat gemeint: Aber dann hat Gott auf eine besondere Art und Weise gesprochen, sich mitgeteilt. Und das, was ich jetzt in meinem Evangelium erzählen werde, ist nicht erfunden, sondern hat nachprüfbar stattgefunden, in einer sehr konkreten geschichtlichen, politischen und religiösen Situation: Es war im fünfzehnten Regierungsjahr des Kaisers Tiberius. Pontius Pilatus war Statthalter von Judäa, Herodes Antipas regierte in Galiläa. Die Obersten Priester waren Hannas und Kajaphas. In dieser Zeit ist ein prophetischer Mensch aufgetreten, Johannes, der die Menschen aufrief, sich zu ändern, denn die Endzeit ist nahe. Ihr werdet euch vor dem Gericht Gottes verantworten müssen!

Jesus wird sich diesem Johannes anschließen und in seiner ersten öffentlichen Predigt wird er, genauso wie Johannes, sagen: „Ändert euch!“ Aber dieser Jesus droht nicht mit einem Endgericht, sondern er sagt: Gott kommt in euer Leben, das Reich Gottes ist nahe. Macht es ihm möglich, dass er zu euch kommt. Öffnet ihm den Weg, entfernt alle Hindernisse auf diesem Weg, alles was verhindert, dass Gott zu euch kommt.

Heute sind diese uralten Worte an uns gerichtet. Sie gelten immer noch. Gott will auch zu uns kommen. Aber wir müssen es möglich machen, dass er uns erreicht, uns ansprechen kann. In dieser lauten Welt gibt es so viele Stimmen und Geräusche, die das verhindern, die die Stimme Gottes an uns übertönen, sodass wir nicht hören können, was Gott uns anvertrauen will. Deswegen: Ändert euch, eure Lebensweise, denkt um, konzentriert euch auf das Wesentliche in eurem Leben - auf Gott. Nehmt euch Zeit für ihn. Lebt auf ihn hin.

Das könnte für uns bedeuten: Hört auf, nur an Profit, Wohlstand, Besitz und Karriere zu denken. Hört auf, euch nur um euch selbst zu drehen. Seht auch die Not und das Leid der anderen. Habt ein Herz füreinander.

Kehrt um! Ändert euch. Das könnte bedeuten: Wendet euch wieder intensiver Gott zu, glaubt an ihn, betet zu ihm. Habt Zeit für ihn und tut nicht so, als bräuchtet ihr ihn nicht!

Kehrt um! Ändert euch. Das könnte bedeuten: Denkt nach, ob euer Leben wirklich in allen Bereichen so in Ordnung ist, wie ihr annehmt. Erkennt eure Schwachheit und euer Versagen, und fangt neu an. Wer umkehrt, der wird spüren, dass Gottes Reich, dass Gott nicht nur nahe ist, sondern in seinem Leben schon anwesend ist.

Kehrt um! Ändert euch. Wie ist meine Beziehung zu Gott, zu Jesus? Was kann ich tun, um diese Beziehung besser, lebendiger, intensiver zu machen? Was hindert mich daran?

Gott spricht immer zu uns, in den großen Ereignissen und in den kleinen Dingen des Alltags, durch meine positiven und negativen Erfahrungen, durch Menschen, denen ich begegne und die über ihre Erfahrungen mit Gott reden. Gott kommt immer auf uns zu, will bei uns ankommen. Aber wir müssen ihm entgegengehen, uns auf den Weg zu ihm machen, ihn bewusst in unser Leben, in unser Denken und Fühlen einlassen, für ihn Platz machen in unserem Leben. Dann ändern wir uns, dann werden wir selbst anders. Wenn Gott in unserem Herzen angekommen ist, uns innerlich berührt, tief in uns wirksam ist, dann leben wir mit Zuversicht, mit Hoffnung, mit Vertrauen. Wir spüren dann eine tiefe Geborgenheit, werden befreit aus einem Gefühl der Verlorenheit, Angst um uns selbst, und tiefster Einsamkeit. Machen wir ihm den Weg frei. Dann ist Advent - in mir.

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